13.01.17: Organspende-Zahlen 2016: Zahl der Organspenden weiterhin niedrig
Am 12.01.17 veröffentlichte die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) die Organspende-Zahlen für 2016. Demnach wurden 857 Menschen im Jahr 2016 nach festgestelltem Hirntod Organe für schwer kranke Patienten entnommen. Damit liegt die Zahl der Organspender in etwa auf dem Niveau von 2014. 2014 waren es 864 Spender bzw. 2015 gesamt 877 Spender. Demgegenüber stehen laut DSO nach wie vor über 10.000 Patienten auf den Wartelisten, die in Deutschland dringend auf ein Spenderorgan warten.
Die Anzahl der nach festgestelltem Hirntod entnommenen Organe lag laut vorläufigen Zahlen 2016 bei insgesamt 2.867 gegenüber 2.901 Organen im Vorjahr. Insgesamt wurden bundesweit 3.049 Organe transplantiert, im Jahr zuvor waren es 3.084 Transplantationen. Die Differenz zur Zahl der jeweils gespendeten Organe ergibt sich aus dem internationalen Organaustausch über die Vermittlungsstelle Eurotransplant.
Im Vergleich der sieben Regionen der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) entwickelten sich die Organspendezahlen unterschiedlich. Die höchsten Spenderraten verzeichnen die DSO-Region Ost (Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen) und die DSO-Region Nord-Ost (Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern). Da waren es 14,2 Spender pro eine Million Einwohner gegenüber 10,4 Spendern im bundesweiten Durchschnitt.
Problemfeld Krankenhaus
Einen wichtigen Partner in den Bemühungen um steigende Spenderzahlen sieht die DSO, deren Hauptaufgabe die bundesweite Koordinierung der postmortalen Organspende ist, nach wie vor in den Krankenhäusern. Der bundesweite Einsatz von Transplantationsbeauftragten in jedem Entnahmekrankenhaus sei ein grundlegender Schritt des Gesetzgebers, die Rahmenbedingung für die Organspende zu verbessern.
Entscheidend sei jedoch, dass die strukturellen Voraussetzungen in den Krankenhäusern auch flächendeckend umgesetzt würden, erklärte der Medizinische Vorstand der DSO, Dr. med. Axel Rahmel. „Das betrifft vor allem die Ausgestaltung der Aufgaben der Transplantationsbeauftragten, ihre kontinuierliche Weiterbildung, aber auch die Entlastung von anderen Aufgaben und die Wertschätzung ihrer Tätigkeit – nicht zuletzt durch die Klinikleitung.“
Angesichts der im europäischen Vergleich niedrigen Organspendezahlen erinnert Rahmel daran, die Organspende als „gesamtgesellschaftliche Aufgabe“ wahrzunehmen und das Schicksal der Patienten auf den Wartelisten nicht aus dem Blick zu verlieren. Wichtig sei, dass sowohl die Organspende als „Akt der Nächstenliebe“ als auch das Engagement der Transplantationsbeauftragten in den Krankenhäusern zukünftig mehr Wertschätzung und gesellschaftliche Anerkennung in Politik und Öffentlichkeit erhalte, betont der Mediziner.
Neueste Umfrage zur Organspendebereitschaft
Laut einer Repräsentativbefragung im Auftrag der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA): „Wissen, Einstellung und Verhalten der Allgemeinbevölkerung zur Organ- und Gewebespende in Deutschland 2016“ stehen acht von zehn Bundesbürgern der Organspende positiv gegenüber. „Damit haben wir in Deutschland eine gute Voraussetzung, um Transplantationen zu ermöglichen“, so der Medizinische Vorstand der DSO.
„Wir wünschen uns jedoch, dass noch mehr Menschen ihre Entscheidung in einem Organspendeausweis und möglichst auch in ihrer Patientenverfügung festhalten und dokumentieren“, erklärte Rahmel. Dies sei ein wichtiger Schritt, damit der eigene Wille umgesetzt werde und gleichzeitig die Angehörigen entlastet würden.
Bioethisch kritische Organisationen wie die InteressenGemeinschaft Kritische Bioethik fordern hierzu immer wieder eine umfassende Aufklärung statt einseitiger Werbung pro Organspende. Denn nach wie vor werden Organe nach Feststellung des umstrittenen Hirntodes entnommen. Die Kritiker sehen den Hirntod jedoch nicht als Tod des Menschen sondern als umumkehrbaren Prozess im Sterben, den es zu achten gilt.