Archiv 2013
24.10.13: Evangelische Frauen in Deutschland positionieren sich zur Organtransplantation: Hirntod und Tod nicht länger gleichsetzen
Die Mitgliederversammlung der Evangelischen Frauen in Deutschland e.V. (EFiD) hat Mitte der vergangenen Woche ein Positionspapier zur Organtransplantation beschlossen. Darin schließt sich der Dachverband der Frauenverbände in der evangelischen Kirche, der aus 38 Mitgliedsorganisationen mit insgesamt rund 3 Millionen Mitgliedern besteht, der zunehmenden Kritik am Hirntodkonzept an, das der Transplantationsmedizin in Deutschland zugrunde liegt.
05.09.13: Aufarbeitung nach Transplantationsskandalen: Prüfungs- und Überwachungskommission legen Bericht zu allen Lebertransplantationsprogrammen in Deutschland vor – Schwere Richtlinienverstöße auch in Münster
Am 04.09.13 haben die Prüfungs- und die Überwachungskommission von Bundesärztekammer, Deutscher Krankenhausgesellschaft und GKV-Spitzenverband ihren lange erwarteten Bericht zu den Vor-Ort-Prüfungen aller 24 Lebertransplantationsprogramme in Deutschland für die Jahre 2010 und 2011 vorgelegt.
Schwerwiegende Richtlinienverstöße stellten die Prüfer in der Universitätsklinik Göttingen und Leipzig sowie in zahlenmäßig geringerem Ausmaß in München rechts der Isar und – neu – in Münster fest. Unbeanstandet blieben lediglich fünf Transplantationszentren. In den restlichen Zentren wurden nur solche Richtlinienverstöße festgestellt, „bei denen sich aufgrund der Umstände des Einzelfalls oder der geringen Anzahl kein Verdacht auf systematische oder bewusste Falschangaben zur Bevorzugung bestimmter Patienten ergab“, heißt es in der Pressemitteilung zur Vorstellung des Berichts abwiegelnd.
30.07.13, eränzt am 19.08.13: Wachsende Zweifel am Hirntodkonzept: Kritische Fragen der Linksfraktion im Bundestag an die Bundesregierung zu Hirntod und Organspende
Die seit längerem in internationalen und deutschen Fachkreisen geführte Debatte über den umstrittenen Hirntod als Kriterium für eine Organentnahme sorgt nun auch im Deutschen Bundestag für kritische Fragen. Am 23.07.13 haben Abgeordnete der Fraktion Die Linke unter Verweis auf eine verbreitete Skepsis in Fachkreisen hinsichtlich der Hirntodkonzeption und der Hirntoddiagnostik eine sogenannte Kleine Anfrage an die Bundesregierung zum Thema Hirntod gestellt.
Darin geht es in insgesamt 25 Einzelfragen unter anderem um die Feststellung der Diagnose „Hirntod“ als Voraussetzung zur Organentnahme, die Ausgestaltung der Richtlinien, um Zweifel an der Hirntodkonzeption, um eine mögliche Änderung des Transplantationsgesetzes, die Qualität, Durchführung und Überprüfung der Hirntodfeststellung und die Qualifikation der beteiligten Ärzte, eine Unterstützung durch sogenannte Konsiliarteams der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO), eine Überarbeitung der Richtlinie zur Hirntodfeststellung durch die Bundesärztekammer, sowie um eine verfassungsrechtliche Einschätzung der Problematik.
Ergänzung vom 19.08.13: Am 08.08.13 hat die Bundesregierung ihre Antwort auf die Kleine Anfrage zum Hirntod vorgelegt. Fazit: Die Bundesregierung hält an der derzeitigen Regelung zur Organspende und Hirntodfeststellung fest und sieht keinen Änderungsbedarf. Diverse Fakten in der Anfrage werden abgebügelt, verleugnet oder als unproblematisch dargestellt.
Mehr im Themenspecial zur Kleinen Anfrage der Linksfraktion zum Thema Hirntod
20.07.13: Ein Jahr nach Beginn der Transplantationsskandale in Göttingen, Regensburg, München und Leipzig: Prüfbericht zu Lebertransplantationen für Anfang September erwartet
Im Juli 2012 wurde ein in Deutschland bislang einmaliger Transplantationsskandal bekannt. Medienberichten zufolge soll ein ehemaliger leitender Transplantationsmediziner am Universitätsklinikum Göttingen in 25 Fällen Krankenakten gefälscht haben, um ausgewählte Patienten auf der Warteliste für eine Lebertransplantation nach oben zu schieben. Wenig später wurden auch in Regensburg, München und Leipzig Manipulationsverdachte laut.
Vor diesem Hintergrund haben die für Transplantationen zuständige Prüfungskommission und die Überwachungskommission, in gemeinsamer Trägerschaft von Bundesärztekammer, Deutscher Krankenhausgesellschaft und GKV-Spitzenverband, mittlerweile Vor-Ort-Prüfungen in allen 24 Zentren durchgeführt, in denen Lebern transplantiert werden. Der Prüfbericht soll nun Anfang September vorgelegt werden. Die Prüfungen sind Teil des nach dem Transplantationsskandal im Sommer 2012 auf neuer gesetzlicher Grundlage ausgeweiteten Kontrollsystems im Transplantationswesen. .
Mehr im Themenspecial zur Ankündigung des Prüfberichts der Lebertransplantationszentren in Deutschland
Gesundheitsausschuss gegen Rechtsformänderung bei DSO
Mehr in der Mitteilung des Deutschen Bundestages vom 26.06.13
25.06.13: Öffentliche Anhörung im Bundestags-Gesundheitsausschuss: Experten fordern Transplantationsregister
Am 24. Juni 2013 veranstaltete der Gesundheitsausschuss des Deutschen Bundnestages eine Öffentliche Anhörung zur Organspende. Im Mittelpunkt der Anhörung standen zwei Anträge von Linksfraktion (17/12225) und Bündnis 90/Die Grünen (17/11308) zur Transparenz der Organspende sowie ein fraktionsübergreifender Antrag (17/13897), in dem Abgeordneten Konsequenzen aus den Manipulationen an Patientendaten in deutschen Transplantationskliniken gezogen haben.
Die Sachverständigen kamen dabei zu dem Schluss, dass die Einführung eines Transplantationsregisters überfällig ist.
15.06.13: Nach Transplantationsskandalen: Deutscher Bundestag beschließt Verschärfung des Transplantationsgesetzes
Der Deutsche Bundestag hat am 14.06.13 kurzfristig und im Eilverfahren eine erneute Änderung des Transplantationsgesetzes beschlossen. Damit werden Manipulationen bei der Organvergabe unter Strafe gestellt. Zudem werden die Richtlinien der Bundesärztekammer zur Organtransplantation einer Begründungspflicht unterworfen und unter den Vorbehalt der Genehmigung durch das Bundesministerium für Gesundheit gestellt.
Mit der von allen Fraktionen getragenen Änderung werden die Konsequenzen aus den bekannt gewordenen Manipulationen an Patientendaten an einzelnen Transplantationszentren gezogen. Vor dem Hintergrund der Skandale sind die Organspendezahlen in Deutschland massiv eingebrochen und das Vertrauen in das Transplantationssystem ins Wanken geraten. Mit der Änderung kurz vor der Bundestagswahl im September soll auch das verloren gegangene Vertrauen in das Transplantationssystem zurückgewonnen werden.
Mehr dazu im Themenspecial zum Bundestagsbeschluss zur Verschärfung des Transplantationsgesetzes
31.05.13: Tag der Organspende am 01.06.13: Kritische Aufklärung über Organtransplantation e.V. fordert neutrale umfassende Information statt einseitige Werbung
Bremen. Der Verein Kritische Aufklärung über Organtransplantation e.V. (KAO) fordert anlässlich des Tages der Organspende am 1. Juni neutrale umfassende Information statt einseitiger Werbung und weist zudem auf mögliche Widersprüche in Patientenverfügungen zu Organspendeerklärungen hin.
PRESSEMITTEILUNG Kritische Aufklärung über Organtransplantation e.V. (KAO) 31.05.13
04.05.13: Experten fordern Gründung eines Bundesinstituts für Transplantationsmedizin – Fachgutachten für nationales Transplantationsregister in Auftrag gegeben
In einem Aufruf in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung FAZ vom 29.04.13 haben der Generalsekretär des Verbands der Universitätsklinika Deutschlands (VUD) Rüdiger Strehl, zugleich Vorsitzender des Aufsichtsgremiums der Universitätsmedizin Göttingen, und Rüdiger Siewert, ehemaliger Leiter der Chirurgischen Klinik TU München und jetzt Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums Freiburgs, die Gründung eines Bundesinstituts für Transplantationsmedizin vorgeschlagen. Vor dem Hintergrund der anhaltenden Organspende-Debatte analysieren sie in zehn Punkten die vergangene und derzeitige Situation im Transplantationswesen und machen konkrete Verbesserungsvorschläge.
Zudem hat das Bundesministerium für Gesundheit am 30.04.13 ein Fachgutachten für ein nationales Transplantationsregister in Auftrag gegeben. Mit dem Gutachten soll die Einführung eines solchen Registers vorbereitet werden.
26.03.13: Bundesärztekammer-Arbeitspapier zu Patientenverfügung und Organspendeerklärung veröffentlicht – Orientierungshilfe für Ärzte in Konfliktsituationen
Nach Ansicht der Bundesärztekammer (BÄK) muss es kein Widerspruch sein, wenn Menschen in einer Patientenverfügung lebensverlängernde Maßnahmen ausschließen und gleichzeitig ihre Organspendebereitschaft dokumentieren. Dies geht aus einem BÄK-Arbeitspapier zum Verhältnis von Patientenverfügung und Organspendeerklärung hervor, das am 19.03.13 in Berlin vorgestellt wurde. Das Papier soll eine Orientierungshilfe für Ärzte in Konfliktsituationen sein.
Bei diversen Verbänden stieß die „Orientierungshilfe“ jedoch auf massive Kritik.
04.01.13: Nach Göttingen, Regensburg und München: Transplantations-Skandal in Leipzig – Mediziner unter Manipulationsverdacht bei Organspende-Warteliste
Gleich zu Beginn des neuen Jahres sorgt ein neuer Transplantationsskandal für Schlagzeilen: Nach Göttingen, Regensburg und München gab es auch am Universitätsklinikum Leipzig (UKL) zahlreiche Verstöße gegen Richtlinien bei der Meldung von Kandidaten zur Lebertransplantation.
Derzeit überprüfen vor dem Hintergrund der vorangegangenen aufgedeckten Skandale die Prüfungskommission und die Überwachungskommission von Bundesärztekammer, Deutscher Krankenhausgesellschaft und GKV-Spitzenverband die Einhaltung der Transplantationsrichtlinien in allen deutschen Transplantationszentren. Wie die Uniklinik Leipzig am Neujahrstag in einer Presseerklärung mitteilte, habe eine am 10. Dezember 2012 begonnene Stichprobenprüfung der in den Jahren 2010 und 2011 am UKL lebertransplantierten Patienten Hinweise auf Dokumentationsmängel und Regelverstöße insbesondere bei der Angabe von Nierenersatzverfahren ergeben.
Mehr im Themenspecial zum Transplantationsskandal in Leipzig