Debatte um die Einführung der Widerspruchsregelung bei Organspenden
Immer wieder wird der Ruf nach einer Einführung der Widerspruchsregelung bei Organspenden laut. Das bedeutet, jeder/jede wird zum Organspender, solange er/sie nicht ausdrücklich zu Lebzeiten widersprochen hat und medizinisch geeignet ist. Hintergrund sind die seit Jahren gesunkenen Organspendezahlen, trotz der Reform des Transplantationsgesetzes mit Einführung der Entscheidungslösung 2012. Bereits damals wurde die Widerpruchsregelung ins Gespräch gebracht. Letztlich war diese jedoch nicht durchsetzbar und es kam zur Entscheidungslösung.
Seit Anfang 2018 war die Debatte über die Einführung einer Widerspruchsregelung wieder in vollem Gang. Von den Befürwortern einer Widerspruchslösung wie z.B. Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU), wird angeführt, nur so lasse sich die Zahl der Organspender in Deutschland steigern. Oft wird dabei auch auf andere Länder verwiesen, in denen die Widerspruchsregelung gilt, wie zum Beispiel Spanien. Diverse Abgeordnete machten in der Bundestags-Orientierungsdebatte vom 28. November 2018 zur Organspende und einem Gesetz über Verbesserungen der Organisationsstrukturen jedoch deutlich, dass eine Widerspruchslösung nicht zwangsläufig mehr Organspender bringt.
Sie berichteten von der Reise einer Delegation des Gesundheitsausschusses Ende Oktober 2018 nach Spanien. Dort informierten sie sich aus erster Hand über die dortige Widerspruchsregelung.
Widerspruchslösung bringt nicht zwangsläufig mehr Organspender
Zitiert sei hierzu Dr. Kirsten Kappert-Gonther (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) aus dem Plenarprotokoll:
(…) Gleichzeitig geht es aber um das Leben, und darum ist es so elementar, dass wir die Organspenderaten in Deutschland verbessern. Wie kann das gelingen? Um das herauszufinden, sind wir kürzlich mit dem Gesundheitsausschuss in Spanien, beim Organspendeweltmeister, gewesen. Was ist deren Erfolgsrezept? Die Antwort war eindeutig: Organisation. (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN, der CDU/CSU, der SPD und der FDP)
Außerdem sind die Verankerung in der medizinischen Ausbildung und das Vertrauen der Bevölkerung elementar.
Welchen Anteil am Erfolg Spaniens hat die Widerspruchsregelung? (Christine Aschenberg-Dugnus [FDP]: Keinen!) Keinen; denn dort wird die Zustimmungslösung praktiziert. (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN, der CDU/CSU, der SPD, der FDP und der LINKEN)
Das hat mich überrascht. Die Spanier betonten sogar, die Grundlage für das große Vertrauen der Bevölkerung sei gerade die Freiwilligkeit. Es geht also offensichtlich um den Dreiklang aus Strukturen, Ausbildung und Freiwilligkeit.
Rudolf Henke von der CDU/CSU-Fraktion erläuterte:
Wenn wir – Stephan Pilsinger hat das gesagt – die weltweite Situation analysieren, dann zeigt sich, dass es unterschiedliche Lösungen im Prinzipiellen mit unterschiedlichen Erfolgen gibt. Ich nenne zum Beispiel die USA, in der es die Zustimmungslösung gibt, mit hohen Organspendezahlen – viel höheren als in Deutschland.
Außerdem haben wir die Erkenntnis gewonnen, dass es in Spanien pro forma zwar eine Widerspruchslösung im Gesetzblatt gibt, tatsächlich aber – der Gesundheitsausschuss ist ja extra nach Spanien gereist, um dort mit den Leuten vor Ort zu reden – eine Zustimmungslösung praktiziert wird, mit der sich viermal so hohe Spendenzahlen realisieren lassen, als das in unserem Land gelingt.
Spanien: Organentnahmen nach dem Herztod
Einen anderen Aspekt dazu brachte der ehemalige Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU/CSU) in Zusammenhang u.a. mit Spanien ins Spiel. Er verwies auf die dortige Organentnahme gleich nach dem Herztod, nicht nur dem festgestellten Hirntod.
Zitat Hermann Gröhe aus dem Plenarprotokoll vom 28. November 2018:
(…) Aber eines möchte ich schon sagen: Mit Hinweis auf das Ausland ist schon deutlich geworden, dass wichtige Länder, die rechtlich eine Widerspruchslösung haben, etwa Österreich und Spanien, de facto über die Befragung der Angehörigen eine Zustimmungslösung praktizieren. (Beifall bei Abgeordneten der SPD, des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der LINKEN sowie der Abg. Christine Aschenberg-Dugnus [FDP])
Was aber häufig übersehen wird, ist, dass viele Länder mit deutlich höheren Organspendezahlen eine Organentnahme auch nach dem Herztod erlauben. Es sind in den Niederlanden über 50 Prozent, in Belgien über 30 Prozent, in Spanien über 25 Prozent, in denen ein Organ nach dem Herztod entnommen wird. Dies wird aber bei uns vom Ethikrat wie der Bundesärztekammer wegen der Frage der Grenzziehung zwischen Wiederbelebbarkeit einerseits und Endgültigkeit andererseits abgelehnt. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD, der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)
Insofern zieht nicht jeder Verweis auf gute Zahlen in anderen Ländern.
Bei der Bundestagsdebatte im November 2018 lehnte die Mehrheit der zu Wort gekommenen Abgeordneten eine Widerspruchsregelung klar ab. Sie befürworten weiter die Entscheidungslösung, diese allerdings mit mehr Verbindlichkeit.
Mehr zur Orientierungsdebatte über die Widerspruchsregelung bei Organspende im Themenspecial vom 28.11.18 auf organspende-widerspruch.de. Dort gibt es auch das sehr lesenswerte Protokoll mit allen Reden.
2019: Verbesserung der Zusammenarbeit und der Strukturen in den Krankenhäusern bei der Organisation der Organspende
Die Diskussion um eine Widerspruchslösung ist eng verknüpft mit anderen Debatten, wie einer Verbesserung der Zusammenarbeit und der Strukturen in den Krankenhäusern bei der Organisation der Organspende. Hierzu wurde am 14.02.19 eine Änderung des Transplantationsgesetzes beschlossen. Dies wird als ein erster wichtiger Schritt zur gesehen umd die Zahl der Organspender zu erhöhen.
Dabei werden unter anderem nun den Transplantationsbeauftragten weitreichende Befugnisse wie uneingeschränkten Zugang zu den Intensivstationen zur Ausschöpfung des „Spenderpotenzials“ eingeräumt. Ob diese Maßnahmen Vertrauen in das Transplantationssystem schaffen und gegen Ängste in der Bevölkerung wirken, eventuell vorzeitig als Organspender herangezogen zu werden, darf bezweifelt werden.
Januar 2020: Debatte um Widerspruchslösung vorerst beendet
Noch 2019 sollte es eine Parlamentsentscheidung zur Widerspruchslösung geben. Wann konkret, war länger unklar. Am 01.04.2019 hatte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn zusammen mit SPD-Gesundheitsexperten Karl Lauterbach einen Gesetzentwurf zur Widerspruchslösung vorgelegt. Dazu formierte sich nicht nur im Parlament massiver Widerstand. Parallel gab es kurz darauf einen Gesetzentwurf zur Stärkung der Entscheidungsbereitschaft bei Organspende.
Mitte Januar 2020 ging die Debatte nun zu Ende. Der Vorstoß zur Widerspruchsregelung ist zum Glück bei der Schlussabstimmung am 16.01.2020 im Deutschen Bundestag klar gescheitert. Das bedeutet, es bleibt als Grundlage für eine Organspende bei der Entscheidungslösung, die nun etwas ausgebaut wird.
Ergänzung März 2024: Neuer Vorstoß für die Einführung der Widerspruchsregelung
Mittlerweile ist erneut eine Debatte über die Einführung einer Widerpruchsregelung bei Organspenden im Gange. Der Bundesrat hat dazu Ende 2023 eine Initiative gestartet. Mehr dazu unten.
Ausgewählte Debattenbeiträge
Nachfolgend finden Sie in paar ausgewählte Beiträge zur Diskussion um die Widerspruchsregelung. Weiter unten unter Neues folgen die Themenspecials ab 2018.
- „Die ‚doppelte Widerspruchslösung‘ ist ein dreifacher Betrug“
„Statt die Haltung der Bürger, die sonst gern auch als ‚mündige Bürger‘ bezeichnet werden, zu akzeptieren, heißt die Lösung: Dann nehmen wir uns eben die Organe – auch ohne Zustimmung!“
Von Rainer Beckmann, Lehrbeauftragter für Medizinrecht an der Medizinischen Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg.
KATH.NET 02.01.19, zuerst erschienen in Die Tagespost, 12.12.18
- Sterben und sterben lassen
Geht es nach Jens Spahn, sollen jedem nach dem Tod Organe entnommen werden dürfen, wenn er nicht zu Lebzeiten ausdrücklich widersprochen hat. Das ist absurd, totalitär-paternalistisch und dazu unehrlich.
Eine Kolumne von Thomas Fischer
SPIEGEL Online 09.11.18
- Pläne für mehr Organspenden: Mit Freiwilligkeit hat das nicht mehr viel zu tun
Von Oliver Tolmein
FAZ.NET 04.09.18
- Der blinde Fleck in der Debatte um die Organspende
„Bei einer Widerspruchsregelung würde der Körper des Sterbenden enteignet.“
Gastbeitrag von Prof. Manfred Spieker
KATH.NET 14.09.18
- Widerspruchslösung für Organspender: Der Mangel wird bleiben
Eine Organspende soll zum „Normalfall“ werden. Eine Debatte über ethische Fragen, wie etwa über das Hirntodkonzept, findet nicht mehr statt.
Ulrike Baureithel
TAZ 30.09.18
- Fremdbestimmte Organentnahmen
Entscheidungen über Organspende
Derzeit noch gilt hierzulande bei Organspenden die Einwilligungslösung. Doch zumeist entscheiden die Angehörigen.
Klaus-Peter Görlitzer
TAZ 26.10.18
Neues zur Debatte um die Widerspruchsregelung
Nachfolgend finden Sie chronologisch sortiert die gesammelten Beiträge zur bisherigen Debatte zur Widerspruchsregelung ab Anfang 2018 bis heute. Zum besseren Verständnis empfehlen wir zum Einstieg bei den Beiträgen Anfang 2018 anzufangen.
Vorangegangene Debattenbeiträge gibt es auch in Zusammenhang mit der Diskussion um eine Entscheidungslösung 2012/2013 .
2024
18.03.24: Offizielles Organspende-Register für Deutschland gestartet
Am 18. März 2024 hat nach jahrelanger Verzögerung das offizielle Organspenderegister für Deutschland unter www.organspende-register.de seinen Betrieb aufgenommen. Im ersten Schritt ist es möglich, eine Erklärung zur Organ- und Gewebespende im Register mithilfe eines Ausweisdokuments mit eID-Funktion wie z.B. dem Personalausweis zu hinterlegen. Später zwischen Juli und September 2024 soll das auch mit der GesundheitsID möglich sein.
Der Eintrag ist freiwillig und kostenlos und kann jederzeit geändert oder widerrufen werden. Eine Verpflichtung zum Eintrag besteht jedoch nicht. Auch der normale Organspenderausweis ist und bleibt gültig, ebenso andere schriftliche Willensbekundungen, z.B. in einer Patientenverfügung.
» Mehr zum Start des offziellen Organspende-Register für Deutschland
16.01.24: Organspendezahlen in 2023 um 11 Prozent gestiegen
Die Zahl der Organentnahmen nach festgestelltem Hirntod ist in Deutschland nach einem starken Rückgang im Jahr 2022 in 2023 um elf Prozent gestiegen.
Die neuesten Zahlen teilte die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) am 16.01.24 in einer Presseaussendung mit.
» Mehr zu den gestiegenen Organspenderzahlen in 2023
2023
17.12.23: Bundesrat unterstützt Widerspruchslösung bei Organspenden
Der Bundesrat unterstützt eine Initiative von acht Bundesländern zur Einführung der Widerspruchslösung bei Organspenden. In einer Entschließung vom 15.12.23 fordert die Länderkammer die Bundesregierung dazu auf, ein entsprechendes Gesetz vorzulegen. Demnach sollen alle Bürgerinnen und Bürger in Deutschland automatisch Organspender werden nach festgestelltem Hirntod, sofern kein Widerspruch zu Lebzeiten vorliegt oder durch Angehörige widersprochen wird.
Zur Begründung heißte es, die Einführung einer Widerspruchslösung würde markante Verbesserungen der Organspendesituation erzielen. Die bisherige Regelung mittels „erweiterter Zustimmungslösung“, die in 2020 beschlossen wurde, habe sich praktisch nicht bewährt.
Weitere Informationen:
Bundesrat fordert Widerspruchslösung für Organspenden
Bundesrat kompakt 15.12.23
26.11.23: Bundesrat: Initiative zur Einführung der Widerspruchsregelung bei Organspenden gestartet
Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg haben eine gemeinsame Bundesratsinitiative zur Einführung der Widerspruchsregelung bei Organspenden gestartet. Ihren Entschließungsantrag stellten sie am 24.11.23 in der Länderkammer vor.
Konkret fordern die beiden Bundesländer in dem Antrag die Bundesregierung auf, einen Gesetzentwurf zur so genannten Widerspruchslösung im Transplantationsrecht zu beschließen und dem Bundestag zur Entscheidung vorzulegen. Damit wollen sie die Zahl der Organdspenden steigern, wenn jeder zu Lebzeiten aktiv einer Organspende widersprechen muss.
Im Anschluss an die Debatte wurde der Antrag an die Fachausschüsse überwiesen. Dort sollte er laut Bundesrat kompakt bereits Ende November diskutiert werden. Danach geht er wieder zurück ins Plenum zur Entscheidung.
Zuletzt wurde 2020 im Deutschen Bundestag ein Gesetz zur Stärkung der Entscheidungsbereitschaft bei der Organspende beschlossen und ein Gesetzentwurf für die Widerspruchslösung mit großer Mehrheit abgelehnt. Damaliger Initiator der Einführung der Widerspruchsregelung war der jetzige Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) zusammen mit Jens Spahn (CDU). Sie fuhren mit ihrem Vorstoß eine krachende Niederlage ein.
Weitere Informationen:
Entschließung des Bundesrates „Einführung einer Widerspruchslösung als Grundlage für die Zulässigkeit der Organentnahme im Transplantationsgesetz (TPG)“
Dort gibt es alle zugehörigen Drucksachen und Infos zum Stand des Verfahrens
09.07.23: Markenänderung: InteressenGemeinschaft Kritische Bioethik Deutschland wird zu Infoportal Kritische Bioethik
Im Jahr 2000 wurde die „InteressenGemeinschaft Kritische Bioethik Deutschland“ ins Leben gerufen. Ziel war es, die damals zahlreichen kritischen Vereine, Organisationen, Verbände und Einzelpersonen zu den Themen der Bioethik unter einem Dach zu vereinen, einen unkomplizierten Austausch und Diskussionen zu ermöglichen und die biopolitische und öffentlichkeitswirksame Arbeit zu professionalisieren.
Nach einem schleichenden, aber schon lange faktischen Ende der IG Kritische Bioethik Deutschland wird es nun Zeit für eine Anpassung an die Realitäten, hin zu einem reinen Infoportal und einer offiziellen Auflösung der IG.
05.06.23: Tag der Organspende: Bundesgesundheitsminister Lauterbach wirbt erneut für Einführung der Widerspruchsregelung
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat sich anläßlich des Tag der Organspende am 03.06.23 erneut für eine Einführung der Widerspruchsregelung ausgesprochen. Dies berichtete das Ärzteblatt online am 05.06.23. Auch drei Landesärztekammern sprachen sich im Vorfeld für dafür aus.
Lauterbachs Vorstoß 2020 zusammen mit dem damaligen Bundesgesundheitsminister Jens Spahn, wonach alle Bürgerinnen und Bürger nach festgetelltem Hirntod automatisch Organspender werden sollen sofern man nicht ausdrücklich widerspricht, war damals im Bundestag mit breiter Mehrheit abgelehnt worden. Auch aktuell regt sich Widerstand gegen seine Pläne.
Weitere Informationen:
Lauterbach und Laumann werben für Auseinandersetzung mit dem Thema Organspende
Aerzteblatt online 05.05.23
Ärztekammern: Erneut über Widerspruchslösung nachdenken
Aerzteblatt online 02.06.23
03.04.23: Bayern will Bundesratsinitiative zur Widerspruchsregelung bei Organspende starten
Bayern will zusammen mit anderen Bundesländern erneut eine Bundesratsinitiative zur Einführung der Widerspruchsregelung bei Organspende starten um letztlich noch einmal im Bundestag darüber abzustimmen. Das berichtete das Ärzteblatt online am 31.03.23.
Ein entsprechender Vorstoß 2019 vom damaligen Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und Karl Lauterbach (SPD) war nach vorangegangenen Debatten im Januar 2020 im Parlament in Dritter Lesung zu Gunsten der aktuellen Regelung gescheitert. Jedoch befürwortet auch Karl Lauterbach als aktueller Bundesgesundheitsminister seit Anfang des Jahres einen neuen Vorstoß hin zur Einführung der Widerspruchsregelung.
Weitere Informationen:
Bayern plant Initiative zu Widerspruchslösung bei Organspende
Aerzteblatt.de 31.03.23
09.02.23: Herzgesellschaften fordern neue Debatte über Widerspruchslösung bei Organspende
Im Jahr 2022 sank die Zahl der Organspenden. Mitte Januar 2023 forderte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) daher eine neuerliche Debatte über die Einführung einer Widerspruchslösung. Nun schlossen sich auch mehrere Herzgesellschaften in Deutschland diesen Forderungen an. Darüber berichtete das Ärzteblatt online am 06.02.23.
Die Fachgesellschaften wollen demnach, dass das Thema wieder auf die politische Agenda kommt. Ein Anlauf für die Einführung der Widerspruchslösung war im Bundestag mit großer Mehrheit im Jahr 2020 bereits gescheitert.
Weitere Informationen:
Herzgesellschaften fordern erneute Diskussion um Widerspruchslösung bei den Organspenden
Aerzteblatt.de 06.02.23
17.01.23: Sinkende Organspende-Zahlen 2022: Bundesgesundheitsminister Lauterbach fordert erneute Debatte über Widerspruchsregelung
Am 16.01.23 hat die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) die neuesten Zahlen zur Organspende bekannt gegeben. Demnach ist sowohl die Zahl der Organspender als auch die Zahl der Transplantationen im vergangenen Jahr 2022 deutlich zurückgegangen.
Vor diesem Hintergrund forderte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) eine neuerliche Debatte über die Einführung der Widerspruchslösung. Das heißt, alle Menschen in Deutschland sollen automatisch nach Feststellung des umstrittenen Hirntodes Organe entnommen werden können, sofern er/sie nicht zu Lebzeiten ausdrücklich widerspricht.
Ein entsprechender Gesetzesvorstoß 2020 vom damaligen Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) zusammen mit Lauterbach war im Bundestag mit großer Mehrheit gescheitert. Auch zum aktuellen Anlauf regen sich kritische Stimmen.
Über die neuesten Zahlen und den Vorstoß von Bundesgesundheitsminister Lauterbach berichtete ausführlich das Deutsche Ärzteblatt online am 16.01.23.
Weitere Informationen
Organspende: Zahlen rückläufig, neue Debatte über Reform
Aerzteblatt.de 16.01.23
„Es fehlt die positive Grundeinstellung zur Organspende“
Aerzteblatt.de 16.01.23
2022
05.08.22: Weitere Verzögerung bei der Einführung des Organspenderegisters
Die ursprünglich für März 2022 geplante Einführung des Organspenderegister in Deutschland verzögert sich mindestens um eineinhalb Jahre. Möglicherweise dauert es auch noch länger. Dies berichteet das Ärzteblatt online am 22.07.22 unter Verweis auf ein vorliegendes Schreiben aus dem Bundesgesundheitsministerium. Die darin genannten Gründe für die Verzögerung sind vielfältig.
Der CSU-Abgeordnete Stephan Pilsinger kritisierte die Verzögerung und sieht dabei einen Vorwand zur Einführung der Widerspruchslösung.
03.06.22: Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach kündigt neuen Anlauf für die Widerspruchslösung an
Anläßlich des „Tag der Organspende“ gab Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) bekannt, er wolle einen neuen Anlauf für die Widerspruchslösung bei Organspenden starten. Dies erklärte er laut dem Ärzteblatt online vom 03.06.22 im ARD-Hauptstadtstudio. Zur Begründung führte Lauterbach dem Bericht zufolge an, es habe sich „keine Verbesserung für die Menschen ergeben, die ein Organ benötigen“. Mehr dazu: Widerspruchslösung bei Organspende rückt erneut ins Blickfeld, Aerzteblatt.de 03.06.22.
Der CSU-Gesundheitspolitiker Stephan Pilsinger kündigte umgehenden Widerstand gegen die Pläne an. Er werde sich wieder für die Gründung einer interfraktionellen Gruppe für den Erhalt der Entscheidungslösung einsetzen, erklärte er laut einem Bericht im Ärzteblatt online vom 07.06.22.
Man darf gespannt sein, wie es weitergeht. Ungeachtet dessen bleibt das Bündnis gegen die Widerspruchs- und Erklärungsregelung bei Organspenden, dem diverse organspende-kritischen Organisationen und Einzelpersonen angehörten, aufgelöst.
23.02.2022: Bündnis gegen die Widerspruchs- und Erklärungsregelung bei Organspenden ist aufgelöst
Das „Bündnis gegen die Widerspruchs- und Erklärungsregelung bei Organspenden“ wurde von mir, dem Initiator, Koordinator und Webseitenbetreiber, Mitte Februar 2022 offiziell aufgelöst.
Zum einen weil einzelne UnterstützerInnen verstorben sind, zum anderen, weil es einzelne Organisationen nicht mehr gibt oder weil nach Vorstandswechseln Organisationen sich zurückgezogen haben und lieber ihre eigenen Aktionen machen.
Zudem ist die Widerspruchslösung zur Organspende erstmal nach dem Bundestagsbeschluss 2020 vom Tisch. Damit wurde das Ziel des Bündnisses weitgehend ereicht. Ob es neue Versuche für die Einführung einer Widerspruchsregelung geben wird unter Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach ist unklar und wird sich zeigen. Unabhängig davon wird es von meiner Seite aus keinen Neustart des Bündnisses geben.
2020
09.04.20: Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) veröffentlicht Jahresbericht 2019
Die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) hat am 07.04.2020 ihren Jahresbericht „Organspende und Transplantation in Deutschland 2019“ mit bundesweiten und regionalen Zahlen veröffentlicht. Ein neuer Extrateil widmet sich dem Thema „Kindertransplantation“.
Laut dem Organspende-Jahresbericht wurden vergangenes Jahr insgesamt 932 Menschen nach festgestelltem Hirntod 2995 Organe entnommenen. Dies entspricht durchschnittlich 3,2 entnommene Organe pro Person. Gegenüber 2018 sank die Zahl der Organspender um 23 Menschen. Das bedeutet einen leichten Rückgang von 2,4 Prozent in 2019.
»Mehr zu den Organspendezahlen 2019 und dem DSO-Jahresbericht
26.01.20: Nach Bundestagsentscheidung zur Organspende: Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv-und Notfallmedizin (DIVI) fordert Nachbesserungen am Gesetz
Keine Woche nach Verabschiedung des Gesetzes zur Stärkung der Entscheidungsbereitschaft bei Organspende fordert die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv-und Notfallmedizin (DIVI) Nachbesserungen.
Das beschlossene Gesetz hinke an einem ganz entscheidenden Punkt: Der Zeitpunkt, an dem Mediziner und Familie Einsicht in die vom Patienten hinterlegte Entscheidung zur Organspende bekommen sollen, sei zu spät, so die DIVI.
18.01.20: Abgelehnt: Deutscher Bundestag gegen Widerspruchsregelung bei Organspenden
Gut anderthalb Jahre nach Beginn der neuerlichen Forderungen zur Einführung der Widerspruchsregelung bei Organspenden haben am 16. Januar 2020 die Abgeordneten des Deutschen Bundestages klar entschieden: Es wird (vorerst) keine Widerspruchsregelung geben. Statt dessen wird die vorhandene Entscheidungslösung ausgebaut.
In unserem Themenspecial finden Sie alle Ergebnisse der namentlichen Abstimmungen sowie Hintergrundinfos und Stimmen zur gescheiterten „doppelten Widerspruchslösung“.
» Zum Themenspecial: Deutscher Bundestag gegen Widerspruchsregelung bei Organspenden
12.01.20: Endabstimmung im Deutschen Bundestag am 16.01.20 über Einführung der Widerspruchsregelung bei Organspenden
Am Donnerstag, 16. Januar 2020, ab 9 Uhr sollen in Zweiter und Dritter Lesung im Deutschen Bundestag die Abgeordneten über die Einführung der Widerspruchsregelung bei Organspenden abstimmen. Dies teilte der Deutsche Bundestag am 27.12.19 mit
Eine Gruppe von Abgeordneten um Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und den SPD-Gesundheitsexperten Prof. Dr. Karl Lauterbach strebt mit ihrem Gesetzentwurf eine sogenannte doppelte Widerspruchslösung an. Demnach gilt jeder Bürger als möglicher Organspender, der zu Lebzeiten keinen Widerspruch erklärt hat.
Eine zweite Abgeordnetengruppe um die Grünen-Vorsitzende Annalena Baerbock strebt mit ihrem Entwurf eine Stärkung der Entscheidungsbereitschaft bei der Organspende an. Hier soll den Bürgern über ein Online-Register die Möglichkeit gegeben werden, ihre Entscheidung einfach zu dokumentieren, zu ändern und zu widerrufen.
Für die Debatte sind laut Tagesordnung zwei Stunden und 40 Minuten vorgesehen. Die Abstimmung erfolgt namentlich und wird im Internet live übertragen. Mehr dazu plus alle Drucksachen in der Mitteilung des Bundestages.
Abstimmung über drei Vorlagen zur Organspende
Mitteilung Deutscher Bundestag 27.12.19
Siehe ergänzend:
Widerspruch gegen die Widerspruchslösung
Der Bundestag stimmt am Donnerstag über das umstrittene Organspende-Gesetz ab. Es simuliert die Freiwilligkeit der Spender. Das widerspricht dem Hauptsatz des Grundgesetzes: „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“
Die politische Wochenvorschau von Heribert Prantl in SUEDDEUTSCHE ZEITUNG 12.01.20
Abstimmung im Bundestag: Justizministerin Lambrecht lehnt Organspende-Entwurf Spahns ab
Gesundheitsminister Spahn will jeden Bürger zum möglichen Organspender machen, sofern er nicht widerspricht. Nun wird bekannt, dass Justizministerin Lambrecht mit Nein stimmen will.
SPIEGEL 12.01.20
Spahn zu Organspenden: „Mut finden, den großen Schritt zu wagen“
Der Bundestag entscheidet über neue Regeln für die Organspende. Kurz vor der Abstimmung versucht Gesundheitsminister Spahn, noch unentschlossene Abgeordnete von der sogenannten Widerspruchslösung zu überzeugen.
SPIEGEL 10.01.20
2019
10.11.19: Vertagt: Entscheidung über Organspendereform erst Januar 2020
Dieses Jahr wird es wider Erwarten keine Abstimmung über die Einführung der Widerspruchsregelung bei Organspenden geben. Die Abgeordnetengruppen zweier konkurrierender Gesetzentwürfe haben sich wegen geplanter Änderungsanträge auf eine Verschiebung geeinigt, berichtete das Deutsche Ärzteblatt am 07.11.19. Nun soll die Entscheidung voraussichtlich Mitte Januar 2020 fallen. Wann genau ist noch unklar.
Entscheidung über Organspendereform erst im kommenden Jahr
AERZTEBLATT.DE 07.11.19
Zahl der Organspender sinkt weiter
Die erhoffte Trendumkehr bei den Organspenden lässt auf sich warten. Allerdings gibt es starke Unterschiede in den Bundesländern. Rainer Woratschka
TAGESSPIEGEL 07.11.19
26.10.19: Bundesgesundheitsminister Spahn fordert Debatte über Lebendspenden
Voraussichtlich Ende Dezember 2019 steht im Deutschen Bundestag die Entscheidung über die Einführung der Widerspruchsregelung bei Organspenden an. Doch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) geht das laut einem Bericht des SPIEGEL nicht weit genug. Er fordert eine Debatte über die Ausweitung der Lebendspenden.
Spahn fordert Debatte über Lebendspenden
SPIEGEL Online 25.10.19
27.09.19: Bundestags-Anhörung zur Einführung der Widerspruchsregelung: Sachverständige positionieren sich zu einer Organspende-Regelung
Am 25. September 2019 haben sich in einer Anhörung des Gesundheitsausschusses des Deutschen Bundestages Sachverständige zu zwei vorliegenden Gesetzentwürfen zu einer Neuregelung der Organspende positioniert. Konkret ging es u.a. um die Einführung der Widerspruchsregelung, wonach jeder Organspender werden soll, wer nicht zu Lebzeiten widersprochen hat.
Die Rechts-, Gesundheits- und Sozialexperten äußerten sich zu den konkurrierenden Konzepten einer doppelten Widerspruchslösung sowie der Stärkung der Entscheidungsbereitschaft. Über die Gesetzentwürfe soll demnächst fraktionsübergreifend im Parlament abgestimmt werden.
24.09.19: Deutscher Hospiz- und PalliativVerband (DHPV): Der Mensch ist mehr als nur „potentieller Organspender“
Anläßlich einer Expertenanhörung im Gesundheitsausschuss des Bundestages zur Organspende plädiert der Deutsche Hospiz- und PalliativVerband (DHPV) für eine informierte Entscheidung und eine hospizliche Perspektive im Umgang mit lebenslimitierend erkrankten Menschen, die als Organspender in Betracht kommen. Der DHPV spricht sich gegen die geplante Widerspruchsregelung aus und für umfassende Aufklärung.
02.08.19: Zwecks Organzüchtung: Japanischer Forscher erhält erstmals Genehmigung Mensch-Tier-Mischwesen bis zur Geburt heranreifen zu lassen
Dem Forscher Hiromitsu Nakauchi wurde in Japan erstmals erlaubt, Chimären aus Tier und Mensch zu erzeugen und bis zur Geburt heranreifen zu lassen. In den meisten anderen Staaten ist das bislang verboten. Mit den Versuchen soll es später möglich werden Spenderorgane heranzuzüchten, um so den Organspendermangel zu beheben.
Die Genehmigung stieß in Deutschland auf scharfe Kritik. Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach verurteilte gegenüber Spiegel Online das Vorhaben als „ethischen Megaverstoß“. Lauterbach legte kürzlich mit Bundesgesundheitsminister Jens Spahn einen Gesetzentwurf zur Einführung der Widerspruchsregelung bei Organspenden vor. Darin sieht er die Perspektive.
» Mehr zu den Chimären-Experimenten in Japan
25.06.19: Bundestags-Debatte am 26.06.19 zur Organspende-Neuregelung – Protestbriefe zur Widerspruchsregelung
Am 26.06.19 debattiert der Deutsche Bundestages ab 14.00 Uhr in erster Lesung über zwei Gesetzentwürfe für eine Neuregelung der Organspende.
Der erste Gesetzentwurf von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und dem stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Prof. Dr. Karl Lauterbach sieht künftig eine Widerspruchslösung vor. Demnach soll jeder automatisch zum Organspender werden, der dem nicht zu Lebzeiten widersprochen hat.
Als „Alternative“ hat eine interfraktionelle Parlamentariergruppe um die Bundesvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen, Annalena Baerbock, sowie die Vorsitzende der Linkspartei, Katja Kipping, einen Gesetzentwurf vorgelegt, der auf eine bewusste und freiwillige Entscheidung der Menschen und deren ausdrückliche Zustimmung zur Organspende setzt.
Im Anschluss an die geplante zweistündige Debatte im Plenum sollen die Vorlagen zur weiteren Beratung an den federführenden Gesundheitsausschuss überwiesen werden.
Vor diesem Hintergrund haben Ärzte für das Leben e.V. sowie die Christdemokraten für das Leben (CDL) je einen Brief an die Abgeordneten des Bundestages geschrieben. Darin lehnen sie die Einführung der Widerspruchslösung entschieden ab.
» Mehr zur Bundestags-Debatte am 26.06.19 zur geplanten Einführung der Widerspruchslösung auf der Webseite des Bundestages.
Dort gibt es später eine Aufzeichnung der Debatte, alle Drucksachen sowie das Plenarprotokoll.
Zum Äfdl-Brief an die Bundestagsabgeordneten zur geplanten Widerspruchsregelung bei Organspende
CDL-Mitteilung „Nein zur Widerspruchsregelung
04.04.19: Transparency International Deutschland e.V. warnt: Widerspruchslösung ist de facto bereits Gesetz
Die Antikorruptionsorganisation Transparency International Deutschland e.V. hält die erneut losgetretene Debatte um die Einführung einer Widerspruchslösung für ein Ablenkungsmanöver. Transparency Deutschland warnt in einer Pressemitteilung vom 03.04.19 vor einem jetzt schon möglichen Missbrauch des Patientenvertrauens im Zuge der Anwendung des am 01. April 2019 in Kraft getretenen Gesetzes zur „Verbesserung der Zusammenarbeit und der Strukturen bei der Organspende“. Sie befürchten, dass das Klinikpersonal nun unter Druck gesetzt werden könnte.
» Mehr zur Kritik von Transparency International Deutschland zur faktischen Widerspruchslösung
01.04.19: Fraktionsübergreifende Eckpunkte für eine verbindliche Entscheidungslösung und Gesetzentwurf zur Widerspruchslösung bei Organspenden vorgelegt
Am 28.03.19 berichteten Spiegel Online sowie am 30.03.19 Bild am Sonntag über einen gemeinsamen Gesetzentwurf von Bundesgesundheistminister Jens Spahn und dem SPD-Gesundheitsexperten Karl Lauterbach zur Widerspruchslösung. Der Entwurf wurde nun am 01.04.19 offiziell vorgestellt.
Vor diesem Hintergrund haben am 31.03.19 Abgeordnete um Stephan Pilsinger (CSU), Ulla Schmidt (SPD) und Annalena Baerbock (Bündnis 90 /Die Grünen) ebenfalls Eckpunkte für eine Neuregelung der Organspende vorgestellt. Sie lehnen die Widerspruchsregelung vehement ab und streben zusammen mit weiteren Abgeordneten von Linken, FDP und CDU fraktionsübergreifend eine verbindliche Entscheidungslösung an.
13.03.19: ZdK-Stellungnahme zur Widerspruchslösung: Organspende nicht ohne freiwillige Zustimmung
Das Präsidium des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) hat zur laufenden Organspendedebatte Stellung genommen. Es spricht sich für einen Ausbau der geltenden Entscheidungslösung und gegen die doppelte Widerspruchslösung aus.
Die ausführliche Stellungnahme sei allen Abgeordneten des Deutschen Bundestags in einem Brief des ZdK-Präsidenten Prof. Dr. Thomas Sternberg zugegangen, teilte das ZdK am 13.03.19 in einer Presseaussendung mit.
» Mehr zur ZdK-Stellungnahme zur Organspende
15.02.19: Deutscher Bundestag beschließt Änderung des Transplantationsgesetzes
Ergänzung 06.04.19: Gesetz zum 1. April 2019 Inkraft getreten
Am 14. Februar 2019 hat der Deutsche Bundestag eine neuerliche Änderung des Transplantationsgesetzes beschlossen.
Die Abgeordneten debattierten zuvor in Zweiter und Dritter Lesung den „Entwurf der Bundesregierung eines Zweiten Gesetzes zur Änderung des Transplantationsgesetzes – Verbesserung der Zusammenarbeit und der Strukturen bei der Organspende“.
Nach knapp 45 minütiger Debatte mit 12 Rednerinnen und Rednern wurde der Entwurf der Bundesregierung in geänderter Ausschussfassung mit den Stimmen von CDU/CSU, SPD, FDP, Die Linke und Bündnis 90/Die Grünen gegen die Stimmen der Fraktion der AfD angenommen. Die Erste Beratung im Plenum des Bundestages fand bereits am 17.01.19 statt, gefolgt von einer Sachverständigenanhörung am 30.01.19.
Das Gesetz trat nun am 01.04.19 Inkraft. Der Bundesrat hatte es am 15.03.19 ohne Einwände durchgewunken.
» Zum Bericht über die Bundestagsdebatte am 14.02.19 zur Änderung des Transplantationsgesetzes
12.01.19: Ganz ohne Widerspruchsregelung und Gesetzesänderung: Mehr Organspender in 2018
Die Zahl der Organspenden ist im vergangenen Jahr erstmals seit dem Jahr 2010 wieder deutlich gestiegen. Dies teilte die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) am 11.01.19 mit.
Bundesweit wurden demnach 955 Menschen nach festgestelltem Hirntod Organe entnommen. Das entspricht 11,5 Spender pro eine Million Einwohner. Im Vergleich zum Vorjahr, wo 797 hirntoten Patienten Organe entnommen wurden, bedeutet das eine Steigerung von knapp 20 Prozent.
» Mehr zu den gestiegenen Organspender-Zahlen 2018
05.01.19: Diverse kritische Debatten-Beiträge zur geplanten Widerspruchsregelung
Vor dem Hintergrund der Debatte um die Einführung der Widerspruchsregelung bei Organspenden sind in den letzten Monaten in verschiedenen Medien ein paar kritische Beiträge dazu erschienen. Sie liefern Argumente, die oft zu kurz bzw. gar nicht mehr zur Sprache kommen.
» Zur Artikelsammlung zur Debatte um die Widerspruchsregelung
2018
13.12.18: Pro und Contra Widerspruchslösung: Ethikrat debattierte Widerspruchsregelung bei der Organspende
Vor dem Himntergrund der aktuellen Debatte um die Einführung einer Widerspruchsregelung bei Organspenden debattierte der Deutsche Ethikrat am 12.12.19 in einer öffentlichen Abendveranstaltung über Pro und Contra dieser Pläne.
Konkret ging es darum, welche ethischen Herausforderungen sich aus den möglichen Neuregelungen ergeben für Patientinnen und Patienten, Angehörige, medizinisches Personal und zukünftige Spenderinnen und Spender.
28.11.18: Orientierungsdebatte im Deutschen Bundestag zur Organspende und Einführung der Widerspruchslösung
Im Deutschen Bundestag fand am 28.11.18 eine erste Orientierungsdebatte über mögliche gesetzliche Änderungen zur Steigerung der Organspendezahlen in Deutschland statt. In der zweieinhalbstündigen ergebnisoffenen Debatte ging es um die Frage, „wie in der Bevölkerung mehr Menschen dazu gebracht werden können, sich nach ihrem Tod als Organspender zur Verfügung zu stellen und damit Leben zu retten.“
In der Debatte kamen 38 Abgeordnete für jeweils vier Minuten zu Wort. Dabei wurde zuvor der Fraktionszwang aufgehoben. Insgesamt überwog bei den Abgeordneten die Skepsis gegenüber der Einführung der Widerspruchslösung.
» Mehr zur Bundestags-Orientierungsdebatte über Organspende und Widerspruchsregelung
14.11.18: Lesenswerter Beitrag zur Debatte um Widerspruchslösung: „Sterben und sterben lassen“
Am 09.11.18 hat der Jurist Thomas Fischer unter der Überschrift „Sterben und sterben lassen“ auf Spiegel Online einen sehr lesenswerten kritischen Beitrag zur Debatte um die Einführung der Widerspruchslösung bei Organspende veröffentlicht. Fischer war Vorsitzender Richter am 2. Strafsenat des Bundesgerichtshofs, ist Autor des Standard-Kommentars zum Strafgesetzbuch und Verfasser zahlreicher Kolumnen, in denen er sich mit Fragen des Strafrechts beschäftigt.
In seinem Beitrag übt er ausführlich begründete und scharf pointierte Kritik an dem Vorstoß von Gesundheitsminister Jens Spahn. Mehr unter dem folgenden Link:
Sterben und sterben lassen
Geht es nach Jens Spahn, sollen jedem nach dem Tod Organe entnommen werden dürfen, wenn er nicht zu Lebzeiten ausdrücklich widersprochen hat. Das ist absurd, totalitär-paternalistisch und dazu unehrlich.
Eine Kolumne von Thomas Fischer
SPIEGEL Online 09.11.18
31.10.18: Bundeskabinett beschließt Gesetzentwurf zur Verbesserung der Zusammenarbeit und der Strukturen bei der Organspende
Das Bundeskabinett hat am 31. Oktober 2018 dem Entwurf eines „Zweiten Gesetzes zur Änderung des Transplantationsgesetzes – Verbesserung der Zusammenarbeit und der Strukturen bei der Organspende (GZSO)“ zugestimmt. Künftig soll es u.a. mehr Zeit und Geld für die Kliniken bei der Organspende geben und die Befugnisse der Transplantationsbeauftragten ausgeweitet werden. Das Gesetz ist im Bundesrat nicht zustimmungspflichtig und soll voraussichtlich in der ersten Jahreshälfte 2019 in Kraft treten.
» Mehr zum beschlossenen Gesetzentwurf zur Verbesserung der Zusammenarbeit und der Strukturen bei der Organspende (auf www.organspende-widerspruch.de)
29.10.18: Verband der Leitenden Krankenhausärzte Deutschlands (VLK) gegen Widerspruchslösung bei Organspenden
Der Verband der Leitenden Krankenhausärzte Deutschlands e.V. (VLK) hat sich in einem aktuellen Positionspapier deutlich gegen die Widerspruchslösung bei Organspenden ausgesprochen. Dies teilte der VLK in einer Presseaussendung vom 29.10.18 mit.
Die Widerspruchslösung widerspreche dem Selbstverständnis von freien Bürgern, über so gravierende Entscheidungen selbst bestimmen zu können. Statt dessen stehe zu befürchten, dass sie bei vielen Menschen das restliche Vertrauen in die Transplantationsmedizin zerstöre. Ob die Widerspruchslösung überhaupt zu höherem Organspendeaufkommen führen wird oder sogar gegenteilige Effekte haben könnte, sei eine offene Frage.
Darüber hinaus fürchten die Verbandsvertreter Prof. Dr. Gundolf Gubernatis, Transplantationsbeauftragter des VLK, und VLK-Präsident Prof. Dr. Hans-Fred Weiser langfristig eine Reihe negativer Folgen. Statt über die Widerspruchslösung sollte über „alternative Konzepte mit positiven Anreizen und positiver Motivation für die Organspende“ diskutiert werden.
» Mehr zum Positionspapier des VLK gegen die Widerpruchslösung (auf www.organspende-widerspruch.de)
27.10.18: Im Deutschen Bundestag formiert sich Widerstand gegen Widerspruchslösung bei Organspenden
Im Deutschen Bundestag formiert sich Widerstand gegen die geplante Einführung der Widerspruchslösung.
Eine interfraktionelle Gruppe arbeitet Medienberichten zufolge an einen Antrag gegen die geplante Widerspruchsregelung. Nach Einschätzung von einem der Initiatoren des Antrages ist gegenwärtig etwa ein Drittel der Abgeordneten gegen eine Widerspruchslösung, ein weiteres Drittel dafür, die Übrigen unentschieden.
Mehr in den folgenden Artikeln.
- Organspende: Widerstand gegen Widerspruchslösung
Berlin – Im Bundestag formiert sich Widerstand gegen die Pläne von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) bei der Organspende wegen geringer Spenderzahlen eine Widerspruchslösung einzuführen.
AERZTEBLATT.DE 25.10.18
- Organspende: Bundestags-Abgeordnete gegen Widerspruchslösung
In der Debatte über die Widerspruchslösung bei der Organspende formiert sich eine weitere Bundestags-Initiative.
Ärzte Zeitung, 25.10.18
- Organspende-Diskussion: Fraktionsübergreifender Gegenwind für Jens Spahn
Gegen den Vorschlag von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn, alle Bürgerinnen und Bürger zu Organspendern zu machen, es sei denn, sie widersprechen aktiv, formiert sich im Bundestag fraktionsübergreifend Widerstand. Ein Argument: Eine solche Vorgehensweise widerspreche der deutschen Verfassung.
Von Mathias von Lieben
DEUTSCHLANDFUNK 25.10.18
25.10.18: Delegation des Gesundheitsausschusses im Deutschen Bundestag informiert sich über Organspendeverfahren in Spanien und Dänemark
Eine Delegation des Gesundheitsausschusses des Deutschen Bundestages informiert sich vom 30. Oktober bis zum 1. November 2018 über Organspendeverfahren in zwei anderen Ländern.
Unter der Leitung des Vorsitzenden des Gesundheitsausschusses, Erwin Rüddel (CDU), reisen die Abgeordneten Hilde Mattheis (SPD), Nicole Westig (FDP), Harald Weinberg (DIE LINKE.) und Dr. Kirsten Kappert-Gonther (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zunächst nach Spanien und dann weiter nach Dänemark, um sich über die in dem jeweiligen Land geltenden Organspendeverfahren zu informieren. Dies teilte die Pressestelle des Deutschen Bundestages am 25.10.18 mit.
Ergänzend gibt es seit kurzem drei lesenswerte Dokumente des Wissenschaftlichen Dienstes des Deutschen Bundestages zur Organspende.
14.09.18: Aktionen gegen die geplante Widerspruchsregelung
Im Zuge der Organspende-Debatte bekamen wir zahlreiche Anrufe und Mails mit der Frage, was man gegen die geplante Einführung der Widerspruchslösung tun kann.
Wir haben daher für das bereits 2011 gebildete „Bündnis gegen die Widerspruchs- und Erklärungsregelung bei Organspenden“ ein paar Anregungen zusammengestellt, die den persönlichen Protest so einfach wie möglich machen sollen. Unter „Aktionen“ finde Sie 5 ganz konkrete Tipps wie Sie helfen können, das Vorhaben zu stoppen.
10.09.18: Organspende braucht Entscheidung: Evangelischen Frauen in Deutschland (EFiD) gegen Widerspruchsregelung
Die Evangelischen Frauen in Deutschland (EFiD) lehnen die Forderung von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn nach Einführung einer Widerspruchsregelung im deutschen Transplantationsgesetz entschieden ab.
„Das ist keine kleine Änderung, das ist ein Paradigmenwechsel bei der zentralen Rechtsgrundlage der so genannten postmortalen Organspende in Deutschland: von der Freiwilligkeit hin zur Verpflichtung“, erklärte die EFiD-Vorsitzende, Susanne Kahl-Passoth in einer Pressemitteilung vom 07.09.18.
03.09.18: Vorstoß von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn zur Einführung der Widerspruchslösung
Gesundheitsminister Jens Spahn hat nach vorheriger längerer Ankündigung am 31.08.18 2018 einen Referentenentwurf für ein „Gesetz für bessere Zusammenarbeit und bessere Strukturen bei der Organspende (GZSO)“ vorgelegt.
Damit soll die Rolle der Transplantationsbeauftragten in den Kliniken deutlich gestärkt werden. Unter anderem sollen die Transplantationsbeauftragten uneingeschränktes Zugangsrecht zu den Intensivstationen bekommen. Des Weiteren sollen sie uneingeschränkt Einsicht in die Patientenakten zur Auswertung des Spenderpotenzials nehmen können.
Kurz nach Veröffentlichung des Gesetzentwurf legte Bundesgesundheitsminister Spahn in einem am 03.09.18 veröffentlichten Interview mit der Bildzeitung nach und sprach sich für eine breite gesellschaftliche Debatte über die Widerspruchslösung aus. Er will mithelfen, eine fraktionsübergreifende Abstimmung im Parlament zu organisieren:
“Wir haben seit vielen Jahren alles versucht, um die Zahl der Organspender zu erhöhen. Aber leider ohne Erfolg! Deshalb brauchen wir eine breite gesellschaftliche Debatte über eine Widerspruchslösung. Eine Lösung also, bei der die Zustimmung zur Organspende automatisch als gegeben gilt, so lange man nicht „nein“ sagt.
Diese Diskussion sollten wir im Bundestag jetzt führen. Dort gehört das Thema hin. Ich bin für eine doppelte Widerspruchslösung. Das heißt, dass jeder zu Lebzeiten ausdrücklich „nein“ sagen kann – und ansonsten die Angehörigen zu fragen sind. Nur so kann die Organspende zum Normalfall werden.“
Mehr dazu im Interview der Bildzeitung mit Jens Spahn, abrufbar auf der Webseite des Bundesgesundheitsministeriums.
Wir werden derartigen Bestrebungen mit aller Entschiedenheit entgegentreten. Was Sie selbst aktiv tun können, erfahren Sie in der neuen Rubrik Aktionen gegen die geplante Widerspruchslösung.
09.08.18: Debatte um Einführung der Widerspruchslösung bei Organspenden: Lesenswerter Beitrag zu Gründen für sinkende Organspendezahlen
Im Berliner Tagesspiegel vom 07.08.18 beleuchtet Michael de Ridder in einem lesenswerten Essay im Licht der Debatte um die Einführung einer Widerspruchslösung bei Organspenden die Hintergründe zu den sinkenden Organspendezahlen.
Sein Fazit: Eine Ursache ist die unredliche Aufklärung. Ebenso würden kulturelle und religiöse Ängste unterschätzt. Und auch das Hirntodkriterium spielt eine wesentliche Rolle.
23.06.18: 91. Gesundheitsministerkonferenz (GMK) für Widerspruchsregelung bzw. verbindliche Entscheidungslösung bei Organspende
Die 91. Gesundheitsministerkonferenz (GMK) hat im Beisein von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn auf ihrem zweitägigen Treffen vom 20.-21.06.18 in Düsseldorf unter anderem über das Thema Organspende beraten. Dabei sprachen sich die Ministerinnen und Minister, Senatorinnen und Senatoren für Gesundheit der Länder u.a. einstimmig für ein Nachdenken über die Widerspruchsregelung bzw. eine verbindliche Entscheidunggslösung bei Organspende aus, um den „Organspendemangel“ in Deutschland zu beheben.
02.06.18: Kritik zum Tag der Organspende 2018: Hirntote sind Lebende!
Am Samstag, 2. Juni 2018, ist „Tag der Organspende“ mit der zentralen Veranstaltung in Saarbrücken. Unter dem Motto „Richtig. Wichtig. Lebenswichtig“ wird der Tbilisser Platz laut Veranstalter „zum Treffpunkt des Lebens“.
Es gibt Info-Pavillons, begehbare Lungen-, Nieren- und Lebermodelle, ein Bühnenprogramm mit Musik und Gesprächen sowie Mitmach-Aktionen für die ganze Familie. Experten und Betroffene beantworten Fragen rund um die Organspende und Transplantation. Die Schirmherrschaft hat Tobias Hans, Ministerpräsiden des Saarlandes, übernommen.
Anläßlich des Tages der Organspende kritisierte der Verein Kritische Aufklärung über Organtransplantation (KAO) e.V. in einer Presseaussendung, dass in den offiziellen Verlautbarungen zum Thema Organspende der Blick nur auf die Empfänger von Organen und den angeblichen Nutzen für sie gerichtet wird.
Mehr zum Tag der Organspende 2018 und der Kritik von KAO
10.05.18: Deutscher Ärztetag fordert Einführung der Widerspruchslösung zur Organspende
Der 121. Deutsche Ärztetag 2018 hat sich für die Einführung der Widerspruchslösung zur Organspende ausgesprochen und den Gesetzgeber aufgefordert, das Transplantationsgesetz (TPG) entsprechend zu ändern. Es könne von jeder Bürgerin und jedem Bürger nach der gesetzlich in § 2 Abs. 1 TPG geregelten Aufklärung durch die Krankenkassen erwartet werden, dass sie sich mit der Problematik auseinandersetzen und im Falle einer tatsächlichen Ablehnung ihr NEIN zur Organspende formulieren, heißt es in der Entschließung vom 10.05.18.
Zum Beitrag: Deutscher Ärztetag fordert Einführung der Widerspruchslösung zur Organspende
Mehr auch in der Themenrubrik zur Debatte um die Entscheidungslösung